Radfahren in der Provence

von

Der Chef und "Maitre de Restauration", Thomas Weißhaupt, sprach sehr gut deutsch, weil sein Vater deutscher war.
Jeder hatte seinen eigenen Eingang. Günter wohnte zum Innenhof hin, wir anderen im 2er-, bzw 3er-Zimmer im Turm der Festung. Die Wendeltreppe zu den Zimmern hatte schwierige, unregelmäßige Stufen.
Wir hatten Halbpension. Frühstück um 08:00, Abendessen um 19:30 Uhr. Man sollte pünktlich sein, nicht zu früh, aber auch nicht zu spät. Abends gab es immer einen Aperetiv. Einmal gab es Pernod, sehr reichlich eingeschenkt. Michael hatte immer eine Cola.
Abends saßen wir etwas abseits im großen Garten und tranken etwas Kaltes. Wenn vor dem Abendessen noch etwas Zeit war, dann konnten wir auch im kleinen Pool baden.
Wir hatten tolles Wetter, nur etwas zu warm, jeden Tag so um 35 Grad.

Hinfahrt

Alex hatte das Auto bei Stadtmobil Karlsruhe organisiert. Dann wurde es mit den bei Klaus gelagerten Dachständern und Innenausbauten versehen.

Am Montag Früh ging es dann los. Mit der Verpflegung von Mutti fuhren meine Brüder und Michael von Kirchhofen und Günter und ich von Konstanz nach Niederbipp. Die Familie Hügi, vor deren Haus wir parkten, hatte ich mit Mail auf unser Kommen vorbereitet. In Niederbipp wurden die Ränder und die mitgebrachten Kaltgetränke umgeladen. Über Genf ging es dann in Richtung Avignon. Von dort zum "Parc Naturel régional du Luberon". Über kleine Straßen führte uns das Navi zum "Hotel Domaine de la Grange Neuve". Wir bekamen unsere Zimmer, brachten die Fahrräder in die abgelegene Garage. Dann fuhren wir nach L'Isle-sur-la-Sorgue. Ein schönes Städtchen mit viel Wasser. Nach einem Eis fuhren wir zum Abendessen in das Hotel.

La Grange Neuve - Sault

Über Saint Didier und Mazan geht es hinauf zum Pass auf 735 m. Wir sind nicht allein, viele Radfahrer sind schon unterwegs. Auf der Passstraße gibt es oben viele kurze Felsdurchfahrten mit z.T. nur 2,6 m Höhe. Das Rad habe ich vorsorglich im Auto verstaut. Oben sieht man in die tiefe Schlucht und im Norden zeigt sich der Mont Ventoux. Weiter geht es über Monieux nach Sault. In einer Pizzeria mit Terasse unter Bäumen und Sicht auf den Mont Ventoux machen wir Mittag. Klaus fährt nun mit dem Auto und ich muss auf's Rad. Es geht 15 km und 350 m hinauf auf den Pass auf 1110 m. Dann eine lange Abfahrt ins Tal auf 335 m. Es ist wellig und sehr sehr warm. Ab Fontaine-de-Vaucluse auf 75 m müssen wir hinauf ins Hotel auf 360 m. Das fordert die letzten "Körnchen", Alex und ich fahren zusammen die nicht enden wollenden 7,5 km.

Abends dann wieder ein schönes Menue mit Dessert - das Hotel hat nur kleine Biere mit 0,25 l, so müssen wir den Flüssigkeitspegel mit eigenen Kaltgetränken auffüllen.

La Grange Neuve - Apt

Heute fahren zuerst in Richtung Süden. Wir fahren über kleine Straßen nach Bonjeux eine kleine sehr schöne Stadt. Dann geht es über 2 Pässe Richtung Apt. Den letzten Pass fuhr auch die "Tour de France" am vorletzten Tag, nur in anderer Richtung, von Apt kommend.

Nach 55 km und 1000 m und sind wir in Apt und treffen gerade wegs auf eine Pizzeria "Chez mon cousin Alphonse". Ich komme mit dem Auto ein bisschen später und finde direkt daneben einen Parkplatz. Die Pizzeria hat alles, vor allem grosse Biere.

Wir machen wieder Fahrerwechsel. Über schöne Radwege geht es hinaus aus Apt und hinauf nach Rousillon,  eine kurze Abfahrt, denn geht es auf 17 km und 650 m hinauf auf den letzen Pass. Dann eine sehr schöne Abfahrt fast bis Didier und wieder hinauf zum Hotel 10 km 250 m. Und das alles in der Hitze.

La Grange Neuve - Mont Ventoux

Gesehen haben wir schon oft, doch heute fahren wir ihn, den gefürchteten Mont Ventoux.

Über Saint Didier und Mazan geht es hügelig nach Malaucène, dem Einstieg in den Pass. Kurz vor Malaucène fahren wir über eine sehr steile Nebenstraße um weniger Autos zu begegnen, ein Vorgeschmack was noch kommt. Nachdem wir das Auto gefunden haben gibt einen Kaffee und dann geht es los. Der Pass ist sehr steil, oft um 10% Steigung und es ist schon sehr warm. Trotzdem quälen sich viele Radfahrer diesen Pass hinauf. Günter und Michael fahren zum 1. mal, Alex, Christian und Klaus haben ihn schon mal bezwungen. 21 km und 1600 m es sind bis zum Pass und das Begleitfahrzeug mit dem Wasser ist fast lebenswichtig. Alle sind froh, als sie oben ankommen. Und sie sind nicht mehr allein. Viele begeisterte Radfahrer und auch Radfahrerinnen sind hier hochgefahren.

Jetzt machen wir erst mal Pause und sehen uns auf beiden Seiten die Passstraßen an. Auch das obligatorische Bild mit dem Pass-Schild gehört dazu. Leider ist der Blick in die Ferne durch Wolken nicht möglich. Eigentlich war hier oben die Mittagspause geplant, aber die Menschenmassen sind uns zuviel, so dass wir beschließen, erst mal hinunter zu fahren, um zu sehen wo wir rasten können, wenn nichts gefunden wird, fahren wir wieder nach Sault (es geht ja immer bergab).  Die Radfahrer sind schneller und im Chalet Reynard an der Abzweigung ist nichts frei, so fährt Christian (ist natürlch weit vorne) weiter bergab, und die anderen hinterher.

Als ich dort ankomme sehe ich keinen und fahre Richtung Sault, das geht zuerst ein bisschen eben und dann bergab. Als ich Sault bin, ruft Alex an, wo ich sei - ich war in Sault, wo seid ihr?? Es stellt später heraus, dass sie den anderen Weg genommen haben. D.h. für mich, alles wieder hinauf, Gott sei Dank bin ich im Auto, und irgendwann fahre ich dann ebenfalls die gleiche Straße hinunter, bis ich sie in einem netten Gartenlokal finde. Günter hatte gleich 2 Bier bestellt, weil er mit mir gerechnet hatte, und musste sie selbst trinken.

Ich fahre weiter im Auto hinterher, ganz gemütlich. Irgendwann müsste ich die doch mal einholen, nichts zu sehen. Leider denke ich immer, sind die aber flott unterwegs, dabei hatten sie sich nur kurz von der Route entfernt und ich habe sie überholt. Ich dachte immer sie sind vor mir - dabei konnte das gar nicht sein, aber diese Eingebung kam mir nicht und ich fuhr (gedankenlos) gemütlich ins Hotel und wunderte mich, dass niemand da war. Entschuldigung nochmals.

Alexander hatte auf unebenen Straßen immer Geräusche am Hinterrad, die Untersuchung am Abend ergab, das das Ritzel locker war. Werkzeug war alles dabei - und es war wir alle ruhig.

La Grange Neuve - Nordost.

Wieder ging nach Süden hinunter und dann auf Nebenwegen über Gordes, einer mittalterlichen Stadt zum Pass, hinunter nach Murs, dann wieder hinauf zur Anhöhe St. Hubertus. Von dort eine sehr schlechte Abfahrt über ganz neu mit Split ausgebesserte Straße hinunter nach Monjeux und nach Sault.

Mittag wieder in der schönen, schattigen Pizzeria mit Blick auf den Mont Ventoux, heute wieder ohne Wolken. Wie fahren wir weiter? Bis hier hin waren es ca. 55 km und 1100 m ist sengender Hitze. Varianten sind zurück über den Pass wie am 1. Tag mit einer langen Abfahrt, oder weiter wie geplant ca. 20 km und 700 m hinauf zum Chalet Reynard. Zum Schluss siegt die sehr schöne, schnelle Abfahrt vom Chalet.

Wir wechseln wieder den Fahrer. Klaus mit Navigator Alex fahren Auto und ich Fahrrad. Die Strecke kenne ich, bin sie ja schon 2x gefahren. Die Anstrengungen des Vormittags hatte ich nicht und so kann ich ein schönes Tempo fahren, die Steigung ist mäßig und es ist noch immer sehr heiß. Bei den Getränken geht die Tendenz immer mehr vom Wasser weg zu Cola. Irgendwann überholt mich ganz locker Michael. Schon bald oben, kommt Christian, jetzt geht es ihm besser, unten in der Wärme hatte er müde Beine. Zusammen fahren wir bis zum Chalet, wo Alex, Klaus und Michael sich einen Eisbecher gönnen. Ich nehme ein Kaltgetränk aus dem Auto. Dann kommt auch Günter, der Magen-Darmprobleme hat. Die Lasagne zum Mittag sah auch nicht so gut aus.

Nach der Pause geht es wieder rasant den Pass hinunter. Ich hatte ja zuerst bedenken, aber die Straße war gut, breit und sehr schön einzusehen und so hatte ich keinen großen Rückstand zu den anderen. Wir fuhren immer leicht bergab bis Mazan, dann Saint Didier. Das Begleitfahrzeug wartet auf uns, Getränkepause - wir fahren durch bis zum Hotel. Aber, es geht halt wieder 250 m bergauf und wir haben schon einiges in den Beinen. Aber dann sind wir doch oben. Vielleicht hätten wir doch mit dem Auto fahren sollen.

Günter ist die Lasagne nicht gut bekommen. Er legt sich gleich ins Zimmer und kommt auch nicht zum Abendessen. Als wir schon ans Bettgehen dachten, kam er doch noch zur Gruppe. Zusammen tankten wir noch Kräfte für den nächsten Tag.

La Grange Neuve - Osten

Die vergangenen Tage haben uns viel abverlangt und die heutige Tour ist mit 142 km die Längste. Sollen wir die wirklich fahren? Da hat Michael die super Idee, wir fahren sie, aber nur bis Abt und dann mit Auto zurück. So machen wir es!

Es geht wieder nach Süden und mit bergauf und bergab in Richtung Abt. Es gibt hier viele Möglichkeiten nach Abt zu fahren. Bei Roussilion hat Günter einen Schleicher im Hinterrad, es ist aber nicht mehr weit bis Abt. Unterhalb von Roussilion ist ein Traktoren-Oldtimer-Treffen. Es kommen uns viele alte Traktoren entgegen. Darunter auch ein alter Lanz mit einer Dreschmaschine. (siehe Bild)

Die Macher von "Quäldich.de" lassen jedoch keine Steigung aus. Nochmals einen Hügel hinauf, dann geht es hinab bis zur Pizzeria "Chez mon cousin Alphonse". Wir sind etwas zu früh, die Franzosen essen erst um 12:00 Uhr. Bis dahin laden wir die Räder auf's Auto, so sind wir schon reisefertig für den Sonntag.

Nach dem Mittagessen fahren wir nach L'Isle-sur-la-Sorgue und spazieren nochmal durch das schöne, wasserreiche Städtchen, essen ein Eis und kaufen ein Mitbringsel für die Lieben.

Im Nachhinein war es sehr gut, dass wir die Tour nicht gefahren sind, die Zeiten der Planung waren bei dieser Hitze nicht möglich.

Heimfahrt

Und schon ist wieder eine Woche vergangen.
Wir hatten keinen Fernseher, keine Nachrichten und trotzdem hat mir nichts gefehlt.
Die Erde dreht sich immer noch, und so können wir am Sonntag nochmal schön frühstücken.

Beim Bezahlen macht die Keditkarte Zicken. Später merke ich, so große Beträge mag die nicht. Wir teilen den Betrag auf, und so kann ich mit Scheckkarte und Kreditkarte die Rechnung begleichen. Die Taschen hatten wir schon vor dem Frühstück im Auto verstaut. Verabschieden, Einsteigen und dann auf die große Reise.

Das Navi weiß einen anderen Weg wie bei der Hinfahrt, aber dann sind wir auf der Autobahn und Alex und Christian bringen uns sicher bis Niederbipp. Zwischendurch, noch in Frankreich machen wir auf einer Raststätte Mittag. Hacksteak mit Pommes essen die meisten. In Niederbipp treffen wir heute auf Herrn und Frau Hügi, schön, dass Schweizer und Deutsche sich auch gut verstehen können.

Hier trennen sich unsere Wege. Alex, Christian, Klaus und Michael haben ca. 1 Stunde bis nach Hause, Günter und ich theorethisch ca. 1,5 Stunden., aber in Zürich haben wir wieder Stau. 

Dann sind wir zu Hause. Ich finde es war eine schöne, aber anstrengende Tourenwoche. Die sehr große Sommerhitze mit 30 Grad und mehr hat uns Radfahrer schon sehr gefordert.

Machen wir aber wieder!! Irdendwo!! Und das Hotel jedoch, ist dann nicht mehr "auf dem Berg"!!

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Kommentare

Kommentar von Alexander . |

Super Tour, super Wetter, hat wieder Spass gemacht...wenn auch saumäßig anstrengend. Freue mich auf nächstes Jahr...ohne Schlussanstieg ;-)

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