Hallihallo
von Laura
Heute möchte ich euch mal ein bisschen mehr über Alpakas erzählen, da mich viele von euch vor meinem Weggehen immer wieder über sie ausgefragt haben.
Also hier gibt es nun ein paar mehr Infos.
„Vicugna Paco“
Das Alpaka gehört der Familie des Kamels an und stammt aus den Südamerikanischen Anden. Es gibt zwei verschiedene Arten. Einmal wäre da das Huakaya Alpaka und einmal das Suri Alpaka. Der Unterschied zwischen diesen beiden Arten besteht in der Beschaffenheit ihres Felles. Das Huakaya Alpaka hat ein kürzeres gekräuseltes Fell, zu dieser Sorte gehören auch meine liebenswürdigen Mitbewohner. Das Suri Alpaka hingegen hat ein längeres Fell welches am Körper herabhängt.
Ich kann immer noch nicht richtig fassen, wie weich und kuschelig ihr Fell ist. Deshalb versuche ich auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit ein Alpaka zu streicheln. Allerdings klappt das nur, wenn man genug zu essen mitbringt um sie zu bestechen, da sie es nicht sonderlich mögen angefasst zu werden. Aber mit ein paar Apfelstückchen oder einer Schubkarre voll Heu, kann man den einen oder anderen Streichelversuch starten.
Alpakas sind überaus robuste Herdentiere mit einem ausgeprägten Sozialverhalten. In Deutschland zum Beispiel, werden sie auch im Bereich der tiergestützten Therapie eingesetzt. Doch meistens werden sie auf Grund ihrer Wolle gehalten und gezüchtet und manchmal auch zu sehr gesunder Wurst verarbeitet. Alpakafleisch, habe ich von Sylvia gelernt, gehört zu den gesündesten Fleischsorten überhaupt. Auch sind sie sehr saubere Tiere. Um ihr Geschäft zu erledigen suchen sie immer denselben Ort auf. Das erleichtert das Saubermachen ungemein.
Für meine Kuschelattacken müssen also die Hunde herhalten. Allerdings bekomme ich, wenn ich genug Zeit und Geduld mitbringe auch den ein oder anderen Alpakakuss. Da Alpakas sehr neugierige, aber etwas schüchterne Tiere sind ist es das Beste, wenn man sich einfach mal eine Weile zu ihnen ins Gehege setzt (um mit den Hunden zu kuscheln). Nach einiger Zeit traut sich, dann das ein oder andere an einem zu schnuppern und Grace verteilt sogar Küsschen. Ich habe mich immer riesig gefreut, wenn eines der Alpakas Interesse an mir gezeigt hat, doch mittlerweile ist mir klar geworden, das Interesse gilt meistens nicht mir sondern Monster puppy alias Karma dem Welpen. Einige der Alpakas scheinen es zu lieben mit ihr zu spielen. Vor allem Hope versucht immer mit Karma zu kuscheln.
Durch ihre ruhige und gelassene Art schaffen es die Alpakas auch einen vielleicht eher schlechten Tag schön zu machen, denn sie haben immer ein liebevolles grinsen im Gesicht.
Ich habe es ja gesagt. Neugierig…
Was ich am meisten liebe ist es ihnen beim essen und reden zuzuhören. Sie verständigen sich nämlich durch überaus süße Brumm und Quietschlaute und wenn die Jungs einmal Kämpfen hört sich das an als ob Schweine grunzen. Das bringt mich auch schon zu meinem Erlebnis am Sonntag.
Sonntag war Zahnarzttag für die Alpakajungs.
Vorweg eine kurze Erklärung. Das Gebiss der Alpakas besteht aus der Kauplatte, den unteren Schneidezähnen und den Backenzähnen. Das bedeutet sie haben oben keine Schneidezähne sondern nur diese sogenannte Kauplatte. Auch haben sie wie wir zuerst Milchzähne welche durch die Nachfolgenden Zähne rausgeschoben werden. Den Alpakahengsten wachsen ab dem dritten Lebensjahr auch Kampfzähne, diese können sehr spitz und scharf werden. In der freien Natur brauchen sie jene zur Verteidigung oder dem Angriff von Rivalen. Meistens versuchen sie damit dem Kontrahenten in die Füße zu beißen und somit die Sehne zu verletzen. Damit das hier nicht passiert werden die Kampfzähne entfernt.
Nachdem ich also Sonntagmorgen meine Aufgaben erledigt hatte hieß es raus und sieben Alpakahengste fangen. Hört sich schwerer an als es wirklich war. Wenn genug Leute zur Verfügung stehen ist es relativ leicht die Alpakas dahin zu treiben wo man sie haben möchte. Das schwerste ist dann, das Halfter anzulegen. Doch es hat alles einwandfrei geklappt und nun stehen alle in Reih und Glied, angebunden am Zaun.
Kaum fertig geworden, da kam auch schon Craig. Craig ist ein Freund von Sylvia der ebenfalls eine Alpakafarm hat. Die beiden helfen sich an solchen Tagen immer gegenseitig. Das heißt zuerst kommen die Tiere des Einen an die Reihe und danach die des Anderen.
Da ging es auch schon los.
Erst einmal gibt es zwei Spritzen, von mir persönlich aufgezogen. Auch Alpakas müssen geimpft werden.
Anschließend werden die Zähne gecheckt. Das heißt man schaut sich das Gebiss des Alpakas an und entscheidet, dann ob die unteren Schneidezähne zu lang sind und ob die Kampfzähne entfernt werden müssen. Das alles ist gar nicht so einfach. Die Alpakas, so scheint es gehen genauso ungern zum Zahnarzt wie ich, allerdings sind sie etwas wehrhafter, denn ich ergebe mich normalerweise einfach meinem Schicksal und hoffe immer, dass es so schnell wie möglich vorbei geht. Sie hingegen versuchen alles ihnen Mögliche um zu entkommen. Doch wir lassen keines fliehen, es ist schließlich zu ihrem Besten. Wenn nun die oben genannten Faktoren zutreffen, die Kampfzähne entfernt und die Schneidezähne gekürzt werden müssen kommt das Werkzeug zum Einsatz.
Zuerst werden die Kampfzähne entfernt. Das geschieht mit einem Draht der an beiden Enden Haltegriffe hat. Dieser Draht wird, dann um den Zahn gelegt und solange hin und hergezogen bis der Zahn wegfliegt. Wenn nun das verbliebene Stück Zahn noch immer zu scharf ist kommt eine elektrische Feile zum Einsatz. Jetzt hört es sich wirklich an wie beim Zahnarzt und ich würde am liebsten fliehen. Doch das alles war noch harmlos.
Die Flex,
zumindest mich hat die Maschine welche für das kürzen der Schneidezähne zuständig ist sehr an die Flex meines Papas erinnert und ich war zuerst auch etwas verunsichert und habe gleich mal gefragt ob die Maschine extra dafür ist, oder einfach im Baumarkt gekauft wurde. Aber keine Sorge ich kann euch beruhigen, so gefährlich sie auch aussehen mag sie wurde extra zum kürzen von Zähnen entwickelt. An der Unterseite dieser Maschine befindet sich ein halbkreisförmiger Schlitz den man auf die Zähne stecken kann. Die Teile der Zähne die sich darin befinden, werden dann abgesägt. Dieses Geräusch hört sich zum Glück nicht mehr nach Zahnarzt an sondern erinnert mich an meine Arbeit im OP und auch der Geruch ist fast identisch. Ich fange an mich richtig wohl zu fühlen, ist ja echt wie Zuhause hier. Ein bisschen habe ich meine Arbeit schon vermisst. Doch die Patienten hier sind auf Grund der fehlenden Narkose etwas wehrhafter. Deshalb werden sie auch ordentlich festgehalten und bekommen ein Stück Holz zwischen die Zähne damit sie nicht einfach zubeißen können.
Innerhalb kürzester Zeit sind wir mit unseren Alpakas auch schon fertig, da wird mir angeboten die Zähne zu behalten. Ich könnte mir ja eine Halskette daraus basteln…
Fast so beeindruckend wie ein Haifischzahn. Ich habe grinsend abgelehnt. Hab schließlich noch meine ganze Milchzahnsammlung Zuhause das reicht mir fürs erste.
Nun machen wir uns also auf zu Craig, doch bevor wir endgültig bei ihm ankommen Stoppen wir bei Tim Hortens. Salzige Speisen für Vegetarier? Nicht wirklich vorhanden. Donuts? OH JA! Und was für eine Auswahl. Ich muss ganz ehrlich zugeben in Deutschland war ich nie ein Donut Fan, aber ich glaube hier in Kanada könnte ich zu einem werden. An sich bevorzuge ich deutsche Backwaren (nichts geht über Omas Kuchen), aber diese Donuts waren einfach super lecker und viel luftiger als Zuhause. Yummi!
Naja genug geschwärmt. Weiter geht es zu Craig. Craig wohnt wie wir auch etwas außerhalb, allerdings bei Salmon Arm. Er hat ein großes wunderschönes Grundstück voller Bäume, ein Haus gebaut aus ganzen Baumstämmen und man kann sogar einen Wasserfall rauschen hören. Also wirklich ein tolles Plätzchen. Craig hat im Gegensatz zu Sylvia überwiegend weiße Alpakas. Mein Liebling ist Popcorn. Allein der Name hat meine Sympathie für ihn sofort geweckt. Ein weißes Alpaka namens Popcorn, besser kann man es fast nicht treffen. Auch hier findet wieder dieselbe Prozedur statt wie auch schon bei uns.
Nachdem alles geschafft ist essen wir zusammen noch einen leckeren Apfelkuchen und genießen den wunderschönen Nachmittag.
Noch ein schnelles Wetterupdat:
Bis vor ein paar Tagen konnte man den Frühling auch hier schon riechen, doch nun hat es in den Bergen wieder angefangen zu schneien. Zum Glück blieben wir bisher von weiterem Schnee verschont, doch ein nicht enden wollender Regen hat eingesetzt und mir gezeigt wie Kanada zu seinen ganzen Seen gekommen ist.
Dieser befindet sich nämlich direkt vor unserer Haustür und nein er war noch nicht da als ich hier angekommen bin.
Ich glaube alle Seen hier haben mal als kleine Pfützen angefangen und der nicht endende Regen hat sie solange mit Wasser gefüttert bis sie zu Seen wurden. Wir können nur hoffen, dass das mit der schon mittelgroßen Pfütze vor unserer Tür nicht passiert.
Nun da ihr auch um das Geheimnis der kanadischen Seen wisst, habe ich euch nichts weiter zu berichten.
See you.
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