Shearing-Day

von

Dienstag sind Sylvia, Nora und ich dann zu einem Bekannten, um dort schon einmal zu sehen, wie es bei uns am Mittwoch zugehen sollte (Nora war für eine Woche meine überaus nette französische Mitbewohnerin). Bei Bill, dem Bekannten bekamen wir schon einen recht guten Eindruck was bei uns am nächsten Tag so passieren sollte und lernten auch Dave den Scherer und seine Frau kennen. Nachdem wir eine Weile gespannt das Geschehen verfolgt hatten meinte Dave, dass er, wenn er hier fertig ist, seine Sachen schon mal zu uns bringt und die Schafe gleich schert. Das war für uns, dann auch schon das Zeichen zum Aufbruch, da wir vorher noch alle füttern wollten und die Schafe auch erst einmal gefangen werden mussten. Gerade rechtzeitig hatten wir bis auf das Schafe einfangen alles erledigt, da tauchte Daves Van auch schon in der Hofeinfahrt auf. Nun hieß es schnell mal drei Schafe einfangen, die sowas von gar nicht gefangen werden wollen. Man glaubt gar nicht wie schnell die mit ihren kurzen Stummelbeinchen rennen können! Nach einigen halsbrecherisch aussehenden Stürzen unsererseits, konnten wir dann das erste Schaf bei den Hörnern packen und zu Dave ziehen. Leider hatten nur zwei der drei Schafe Hörner. Das ohne war dann auch schon wieder etwas schwerer zu fangen. Aber da sich nun drei Nackedeischafe im Gehege befinden haben wir es doch noch geschafft. Dave hat die Schafe im sitzen geschert. Das heißt er hat sie auf den Rücken gelegt und in bestimmten Positionen festgehalten aus denen sie nicht entkommen konnten. Die armen Schäfchen sahen aus wie auf dem Rücken liegende Käfer die sich einen abstrampeln um das Unmögliche zu schaffen und wieder auf die Beine zukommen. Nachdem Dave super schnell alle geschert hatte, war nicht mehr viel Schaf übrig. Im Vergleich zu vorher erschienen sie einem nun ziemlich klein. Dave verabschiedete sich und wir packten das Vlies noch schnell in Tüten.

Bevor wir jedoch auch Feierabend machen konnten mussten noch alle Alpakas eingefangen und ins Trockene gebracht werden. Die Tiere müssen nämlich alle trocken sein, wenn man sie schert. Die sieben großen Buben werden in den eigentlichen Heuschuppen gebracht und dürfen dort die Nacht verbringen, um vor eventuellen Regenfällen geschützt zu sein. Die Mädels und Babys werden in ihren eigenen Schuppen gebracht und dort eingeschlossen. Oh unsere lieben Lamas dürfen wir natürlich nicht vergessen! Die beiden kommen in den Trailer. Nun ist dieser Tag auch geschafft und wir können endlich die Füße hochlegen. Glücklicherweise ist es um einiges einfacher Alpakas und Lamas zu fangen, als Schafe.

Am nächsten Morgen gehen wir schon früh raus um die Jungs aus dem Heuschuppen zu holen und draußen am Zaun festzubinden. Glücklicherweise haben wir super Wetter und müssen uns somit keine Sorgen um nasse Tiere machen. Dave startete auch gleich mit den Lamas, welche er ähnlich wie die Schafe scherte. Die Lamas blieben im Trailer und Dave scherte sie im stehen. Leider konnte ich nicht viel sehen, da die Türen zu waren, damit uns D. nicht davon hüpft. Als die Türen dann endlich wieder aufgehen sind Grey und D. kaum wieder zu erkennen. Bei Lamas ist es so, dass man den Nacken nur alle zwei bis drei Jahre schert, doch ich hatte Glück. Dieses Jahr wurden sie nämlich komplett geschert, umso drastischer war dann auch der Unterschied. Doch mir blieb nur ein kurzer Moment um ihren neuen Haarschnitt zu bewundern, Dave verlor nämlich keine Zeit …

Weiter ging es also mit den Alpakas. Zuerst kamen die Jungs an die Reihe, mit weiß wird angefangen und, dann wird es immer dunkler. Ice war somit der Erste. Jeder von uns hatte eine eigene und spezielle Aufgabe. Es waren sogar ein paar Freunde von Sylvia gekommen um zu helfen. Sylvia war für das fangen und bringen der Alpakas, Nora und Chris für das Vlies, Don für das festhalten und die Zehennägel, Daves Frau für die Kopfbehaarung, ich für den Schwanz und Dave natürlich für das scheren zuständig. Ice wurde also von Sylvia zu Daves Schertisch gebracht. Diesen Tisch hat Dave selbst entwickelt und verkauft ihn mittlerweile sogar. Er ist super praktisch da er sich dreht und man die Alpakas somit nur daran festschnallt, der Tisch erledigt, dann den Rest. Lästiges hin und her drehen, bei dem die Tiere vielleicht sogar abhauen, bleibt einem erspart. Ice wurde also auf den Tisch geschnallt und schon geht es los. Dave fängt am Bauch an und arbeitet sich, dann rasant voran. Ein paar Minuten später ist aus dem lieben, voluminösen und flauschigen Ice ein lieber, schmächtiger und knochiger Ice geworden. Es hat keine Stunde gedauert und schon waren alle Jungs nackig und das obwohl manche sich ganz schön bockig angestellt haben. Alpakas sehen ja wirklich überaus flauschig und süß aus und normalerweise sind sie auch super nett, aber wenn man ihnen zu nahe kommt, und sie dann auch noch an einen Tisch schnallen möchte, können sie auch ganz anders. Manche von ihnen fangen in solchen Situationen an zu spucken und hören damit auch nicht mehr auf. Und da Alpakaspucke ziemlich eklig ist bekommen sie, wenn sie nicht brav sind, eine Socke über die Schnauze gezogen. Diese dürfen sie dann nach Lust und Laune vollspucken.

Weiter geht es mit den Mädels. Diesmal fangen wir mit schwarz an und werden dann immer heller. Manche von ihnen stellen sich sogar noch schlimmer als die Jungs an, aber das sei ihnen verziehen. Ich kann sie nur allzu gut verstehen, wenn mich zwei Typen schnappen, an einen Tisch fesseln und dann anfangen würden meine Haare zu schneiden… Die würden, aber sowas von ihr blaues Wunder erleben!

Aus einem Alpaka bekommt man immer zwei gute Vliese. Diese werden, sobald Dave es erlaubt vom Schertisch genommen und fein säuberlich in dünnes Papier eingerollt. Zusätzlich zu dem guten Vlies gibt es noch zwei weitere. Zum einen wäre da das zweite Vlies welches man für nicht ganz so hochwertige Dinge wie Trocknerbälle benutzt und zum anderen ist, da noch das Mülleimervlies, welches wie der Name schon sagt für die Tonne ist. Doch ein bisschen zu schade um es wirklich wegzuwerfen ist es dann doch, außerdem ist es im Garten gut zu gebrauchen. Man arbeitet einfach ein bisschen Vlies in das Beet ein und schon hat man wunderbar lockere Erde.

Nun sind wir auch schon bei unseren letzten Kandidaten, den Babys angekommen. Für die ist das eine ganz neue Erfahrung und sehr aufregend. Deshalb kann es auch mal vorkommen, dass der ein oder andere sich auf dem Tisch in die nicht vorhandene Hose macht. Dank Halo kommt nun auch zum ersten Mal eine alte Socke zum Einsatz, der kleine ist ganz schön wehrhaft und liebt es um sich zu spucken. Die Babys bekommen einen klein bisschen anderen Haarschnitt. Bei ihnen wird weder der Schwanz noch der Kopf geschert, nur der Rest des Körpers. Nun sehen meine süßen, wie meine Cousine so treffend festgestellt hat, aus wie wandelnde Cakepops.

Nachdem wir alle Tiere geschoren hatten, durften sie endlich wieder zurück in vertrautes Terrain. Doch für uns war die Arbeit noch nicht getan, nun hieß es Tüte um Tüte ins Haus schleppen, alles aufräumen und ein bisschen sauber machen. Als alles geschafft war hatte ich endlich Zeit mir alle noch einmal etwas genauer anzusehen. Es war sehr seltsam die Alpakas ohne ihr dickes Fell zusehen und ich war auch ganz schön überrascht wie dünn sie eigentlich sind. Auch war es nun ziemlich schwer, alle wieder zu erkennen. Doch das ging wohl nicht nur mir so, denn wo man auch hinschaute waren sich beschnuppernde und redende Alpakas zu sehen. So wie es aussah mussten sie sich auch erst einmal wieder miteinander bekannt machen. Jetzt laufen hier lauter Tiere mit zu großen Köpfen herum, da durch das fehlende Fell die Proportionen nun für mich einfach nicht mehr stimmen. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich sie mit dickem Fell kennengelernt habe und sie jetzt alle Nackedeis sind. Auch wenn sie nun vielleicht ein bisschen komisch und amüsant aussehen sind sie immer noch super smarte und tolle Tiere.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.